Globale Trends zu Flucht und Asyl im Jahr 2020

Von Ulrike Krause und Marcus Engler

 

Der aktuelle Global Trends-Bericht des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) zeigt, dass die Entwicklungen der letzten Jahre auch 2020 angehalten haben. Die Zahlen von Geflüchteten sind wieder gestiegen. Die meisten Geflüchteten sind weiterhin in Ländern im ‚Globalen Süden‘. Aufnahmesituationen dauern nach wie vor lange an. Der Zugang zu dauerhaften Lösungen hat sich abermals verschlechtert. Der Bericht geht auch auf die Folgen der Covid-19-Pandemie ein.

 

Anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni erscheint seit fast zwei Jahrzehnten UNHCRs sogenannter Global Trends-Bericht. Darin legt das Flüchtlingshilfswerk die aktuellen Entwicklungen über Flucht weltweit untermauert mit Statistiken dar. So ist auch dieses Jahr der Bericht über ‚Global Trends: Forced Displacement in 2020‘ veröffentlicht worden.

Wie hat sich das globale Fluchtgeschehen verändert? Welche Tendenzen lassen sich aus dem diesjährigen Bericht erkennen? Wie hat die COVID-19-Pandemie Flucht und das Leben Geflüchteter geprägt? In unserem Überblicksbeitrag fassen wir die zentralen Trends zusammen und ordnen sie in den Kontext der Entwicklungen der letzten Jahre ein. Hierfür knüpfen wir an Beiträgen an, die wir in den letzten Jahren über die Global Trends-Berichte im FluchtforschungsBlog veröffentlicht haben (siehe die Beiträge über die Entwicklungen in 2019, 2018, 2017, 2016 und 2015).

 

Überblick über globale Entwicklungen in 2020

Die Zahlen von Geflüchteten nehmen weltweit weiterhin zu. Laut UNHCR waren Ende 2020 weltweit 82,4 Mio. Menschen auf der Flucht bzw. in Aufnahmeländern und -regionen. Dies entspricht einer Zunahme um 2,9 Mio. Menschen im Vergleich zum Vorjahr (2019: 79,5 Mio. Geflüchtete). Die Zahlen von Geflüchteten steigen seit 2011 kontinuierlich und haben sich binnen der vergangenen zehn Jahre verdoppelt (siehe das nachstehende Diagramm).

Im Bericht werden Angaben über unterschiedliche rechtliche „Kategorien“ von Geflüchteten gemacht: Flüchtlinge, Asylsuchende, Binnenvertriebene und sogenannte Venezuelans displaced abroad. Die venezolanischen Geflüchtete im Ausland wurden im Bericht des vergangenen Jahres aufgenommen. Hintergrund dieser gesonderten Kategorisierung sind die verschiedenen rechtlichen und praktischen Rahmenbedingungen der Schutzgewährung in lateinamerikanischen Staaten.

Die mit Abstand größte Gruppe der Geflüchteten waren auch 2020 Binnenvertriebene. Ihre Zahl lag Ende 2020 bei 48 Mio., sodass ein Anstieg um 2,3 Mio. Menschen zum Vorjahr existiert (2019: 45,7 Mio.). Die Zunahme von Binnenflucht ist besorgniserregend, auch weil diese Menschen keinen Zugang zu völkerrechtlichem Schutz haben. Aufgrund ihrer Flucht in ihren Herkunftsländern sind eben diese Länder für den Schutz verantwortlich. Für die internationale Gemeinschaft ist es meist schwierig, humanitäre Hilfe zu leisten.

Zudem verweist der Bericht auf etwa 26,4 Mio. Flüchtlinge, d.h. Menschen, die über Landesgrenzen hinweg geflohen sind und in einem anderen Land Schutz suchen. Auch diese Zahl hat sich gegenüber 2019 leicht erhöht (26 Mio.). Hier werden auch palästinensische Flüchtlinge unter dem Mandat des Hilfswerks der Vereinten Nationen für palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) berücksichtigt. Ihre Zahl lag 2020 bei etwa 5,7 Mio. (2019: 5,6 Mio.) und wächst vor allem durch Geburten. Im Mandat von UNHCR sind 20,7 Mio. Flüchtlinge.

Die Zahl der Asylsuchenden belief sich auf etwa 4,1 Mio. (2019: 4,2 Mio.). Bei dieser Gruppe ist der rechtliche Status noch nicht festgestellt. Dass ihre Zahl leicht gesunken ist, deutet nicht vorrangig auf weniger Fluchtbewegungen hin. Vielmehr kann die leichte Abnahme als Anzeichen dafür bewertet werden, dass Flucht und der Zugang zu Schutz aufgrund der Pandemie, aber auch wegen ständig ausgebauter Abschottungspolitiken erschwert wurden.

UNHCR geht zudem von 5,4 Mio. geflohenen Venezolaner*innen im Ausland aus. 3,9 Mio. von ihnen sind noch nicht als Flüchtlinge oder Asylbewerber*innen registriert worden, sodass sich viele von ihnen weiterhin in prekären Verhältnissen befinden. Im Frühjahr 2021 gab es zumindest in Kolumbien eine Verbesserung. Etwa eine Million Venezolaner*innen können dort eine humanitäre Aufenthaltserlaubnis für zehn Jahre erhalten. Insgesamt geht UNHCR von 5,4 Mio. (2019: 4,5 Mio.) Geflüchteten aus Venezuela aus.

Von den 82,4 Mio. geflüchteten Menschen weltweit sind schätzungsweise 11,2 Mio. Menschen neu vertrieben worden (2019: 11 Mio.). Wichtig ist hier zu berücksichtigen, dass nicht nur Menschen betroffen waren, die sich zum ersten Mal auf die Flucht begeben mussten, sondern insbesondere auch Menschen, die wiederholt vertrieben wurden. Unter den neu Vertriebenen sind 1,4 Mio. Flüchtlinge, die Schutz außerhalb ihres Landes suchten, sowie 9,8 Mio. neue Binnenvertreibungen innerhalb von Ländern.

 

Das folgende Diagramm veranschaulicht die Entwicklungen von 2010 bis 2020.

Quelle: UNHCR (2021), S.6.

 

Darüber hinaus verweist der Global Trends-Bericht auf etwa 4,2 Mio. staatenlose Menschen weltweit. Sie sind allerdings nicht in der Gesamtzahl von 82,4 Mio. Geflüchteten berücksichtigt. Hier handelt es sich sowohl um de jure als auch um de facto Staatenlose, also um Menschen, die keine Staatsangehörigkeit  besitzen (de jure) sowie formell diese zwar haben, sie aber nicht anerkannt wird oder die Menschen keinen Schutz erhalten (de facto). Aufgrund unzureichender oder in zahlreichen Staaten sogar fehlender Erfassung ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl der Staatenlosen – insbesondere unter de facto Staatenlosen – deutlich höher ist.

Einhergehend mit den Berichten der Vorjahre werden auch im aktuellen Global Trends-Bericht jene Geflüchtete nicht berücksichtigt, die ihre Herkunftsregionen etwa aufgrund von Klima- und Umweltveränderungen, Armut und ökonomischer Perspektivlosigkeit verlassen mussten.

 

Demografische Aufteilung in binären Geschlechterstrukturen

Zusätzlich zu den statistischen Angaben bestimmter „Kategorien“ Geflüchteter legt der Global Trends-Bericht auch demografische Aufteilungen dar. Bereits auf der dritten Seite des Berichts wird betont, dass etwa 42% aller Geflüchteten Kinder unter 18 Jahren darstellen. Darüber hinaus wird geschätzt, dass etwa 1 Mio. Kinder zwischen 2018 und 2020 auf der Flucht bzw. in Aufnahmeregionen geboren wurden.

Im Verlauf legt der Bericht weitere gender- und altersspezifische Angaben dar. Unter den als Flüchtlinge kategorisierten Personen zeigt sich, dass mit 54% die größte Gruppe Menschen im Alter von 18 bis 59 darstellen. Durch die große Reichweite von 41 Jahren ist dies wenig verwunderlich. Im Vergleich ist jedoch erschreckend, dass mit 18% die zweitgrößte Gruppe Kinder im Alter zwischen 5 und 11 Jahren sind. Zudem stellen Kinder von 0 bis 6 etwa 11% und jene von 12 bis 17 etwa 12% dar. Herauszustellen sei hier, dass in den meisten Regionen Afrikas der Anteil der Kinder unter 18 Jahren höher ist als der von Erwachsenen (vgl. S. 16-17). Unter den Binnenvertriebenen weist der Bericht darauf hin, dass sowohl der Anteil von Frauen als auch jener von Kindern etwa die Hälfte aller Binnenvertriebenen weltweit ausmacht (vgl. S. 28).

Dass der Bericht hier explizit auf Frauen und Kinder eingeht und zuvor auf Frauen und Männern in unterschiedlichen Altersgruppen verweist, wirft Fragen auf. Generell lässt sich festhalten, dass UNHCR im Global Trends-Bericht nach wie vor an binären Geschlechterverhältnissen festhält. LGBTIQ+ Personen werden nur einmal in dem 71-seitigen Bericht erwähnt. Der Fokus auf Frauen und Kindern könnte zwar darauf zurückgeführt werden, dass die Situation vieler geflüchteter Frauen und Kinder gewiss höchst schwierig ist. Die Schwerpunktsetzung droht allerdings Frauen und Kinder gleichzusetzen und in einer vermeintlich immer vulnerablen Gruppe zu erfassen. Enloe, Fiddian-Qasmiyeh und andere Forschende haben dies als Kategorisierung von „womenandchildren“ kritisiert.

 

Regionale Entwicklungen der Herkunfts- und Aufnahmeländer

Der Trend der letzten Jahre setzt sich fort: die meisten Menschen fliehen innerhalb ihrer Herkunftsregionen und befinden sich in Ländern im ‚Globalen Süden‘. Laut dem aktuellen Global Trends-Bericht waren 2020 86% aller Flüchtlinge in „Entwicklungsländern“, 27% sogar in sogenannten „am wenigsten entwickelten Ländern“ und 73% flohen in benachbarte Staaten.

Mit Blick auf die Herkunfts- und Aufnahmestaaten der Geflüchteten zeigen sich daher nur geringe Veränderungen gegenüber den Vorjahren. Die meisten Menschen sind aus Syrien, Venezuela, Afghanistan, Südsudan und Myanmar geflohen. Hier wird einmal mehr deutlich, dass Konflikte und die dadurch ausgelösten Fluchtsituationen in vielen Fällen sehr lange andauern (siehe nächster Abschnitt).

Damit einhergehend haben die meisten Geflüchteten 2020 in der Türkei, Kolumbien, Deutschland, Pakistan und Uganda Schutz gesucht. Dass Deutschland hier als einziger europäischer Staat in der Liste der primären Aufnahmestaaten genannt ist, bedeutet nicht, dass die Zahl Schutzsuchender stark angestiegen ist. Gar gegensätzlich kam es 2020 mit etwa 1,4 Mio. Flüchtlinge und Asylsuchende nur zu einer geringen Zunahme (2019: 1,2 Mio.). Mit längerer Perspektive ist die Zahl der in Deutschland neu gestellten Asylanträge seit 2016 stark rückläufig. Der leichte Anstieg dürfte daher zum Teil mit in Deutschland geborenen Kindern von Geflüchteten und mit nachgezogenen Familienangehörigen zusammenhängen.

 

Langwierige Aufnahmesituationen und dauerhafte Lösungen

Flucht sowie die Aufnahme und der Schutz von Geflüchteten wird gemeinhin unter einer gewissen Kurzfristigkeit gedacht – d.h. politische und humanitäre Akteur*innen nehmen an, dass Schutz nur zeitweise benötigt wird, bis eine dauerhafte Lösung für Geflüchtete umsetzbar ist. Dass dies bedauerlicherweise nur selten der Realität entspricht, zeigt sich seit vielen Jahren. Denn nicht nur die Zahl von Geflüchteten steigt, sondern auch die Dauer ihres Verbleibs in Aufnahmesituationen. Diese Entwicklungen beruhen nicht vorrangig auf Neuvertreibungen, sondern in erster Linie darauf, dass dauerhafte Lösungen selten rasch nach der Flucht verfügbar sind.

Bereits in unseren letzten Blogbeiträgen über die Global Trends-Berichte haben wir diese Zusammenhänge diskutiert und leider müssen wir auch in diesem darauf eingehen. UNHCR geht davon aus, dass sich 2020 etwa 15,7 Mio. und somit 76% aller Flüchtlinge in Langzeitsituationen befanden. UNHCR definiert diese sogenannten protracted refugee situations als jene, in denen mindestens 25.000 Flüchtlinge der gleichen Nationalität für mindestens fünf Jahre im Exil sind. Diese waren mit insgesamt 49 Situationen in 30 Ländern verteilt (vgl. S. 20). Auch Binnenvertriebenen erleben Langzeitsituationen, der Bericht erfasst sie aber nicht statistisch  – UNHCR spricht jedoch von „millions of IDPs in protracted displacement“ (S. 7).

Der Grund für diese langwierigen Aufnahmesituationen über viele Jahre und teilweise sogar Jahrzehnte hinweg beruht primär auf gewaltsamen Konflikten. Sie tragen nicht nur zu Flucht und Vertreibung bei, sondern halten häufig jahrelang an, weswegen geflüchtete Menschen nicht in Herkunftsregionen zurückkehren können. Beispiele hierfür sind etwa der Krieg in Syrien, der 2011 begonnen hat, oder der Konflikt in Afghanistan, der sogar schon seit mehreren Jahrzehnten andauert.

Doch zusätzlich zur freiwilligen Rückkehr in Herkunftsregionen gelten auch die Umsiedlung in sichere Drittstaaten sowie die lokale Integration in Asylländern als sogenannte dauerhafte Lösungen. Warum entstehen dann diese Langzeitsituationen? Auch hier zeigt sich ein bedauerliches Anhalten der Entwicklungen der Vorjahre, denn keine der dauerhaften Lösungen wird hinreichend umgesetzt. Staaten präferieren die Rückkehr in Herkunftsstaaten und engagieren sich in extrem begrenztem Maß für die Umsiedlung (engl. resettlement) und die lokale Integration mit Perspektive auf Einbürgerung.

2020 belief sich die Zahl der Flüchtlinge, die in Herkunftsländer zurückgekehrt sind, auf lediglich 251.000 Menschen in 30 Ländern (2019: 317.200). UNHCR führt dies zumindest zum Teil auf die Grenzschließungen zurück, die durch die Pandemie ausgelöst worden sind. Auch die Resettlement-Programme wurden aufgrund der Pandemie monatelang ausgesetzt. Nachdem die von Industriestaaten angebotenen Plätze schon in den Jahren zuvor rückläufig waren, kam das UNHCR-Resettlement-Programm 2020 fast zum Erliegen. So wurden 2020 nur 34.400 Menschen in Drittstaaten umgesiedelt (2019: 107.800). Für 2021 deutet sich hier eine Trendwende an. Einige Staaten, darunter auch Deutschland, wollen die 2020 nicht genutzten Plätze auf 2021 übertragen und somit mehr Menschen aufnehmen als ursprünglich geplant. Zudem ist allein durch den erfolgten Regierungswechsel in den USA eine deutliche Erhöhung der Resettlement-Zahlen zu erwarten. Auch bei der dritten dauerhaften Lösung, der lokalen Integration gab es einen erneuten deutlichen Rückgang. Lediglich 33.800 Menschen wurden lokal integriert (2019: 55.000). Die Pandemie dürfte auch hierfür die zentrale Ursache sein. Zum einen haben Verwaltungen, die u.a. für Einbürgerungen zuständig sind, vielerorts nur eingeschränkt gearbeitet. Zum anderen haben sich durch COVID-19 Beschäftigungsmöglichkeiten, die häufig wichtig für Integration und Einbürgerungen sind, in vielen Staaten deutlich verschlechtert.

Zusammen betrachtet bedeuten diese erschreckend geringen Zahlen, dass nur 319.200 oder 1,5% der weltweiten 20,7 Mio. Flüchtlinge im UNHCR-Mandat (also ohne palästinensische Flüchtlinge) im Jahr 2020 Zugang zu einer der drei dauerhaften Lösungen hatten. Dies reflektiert einen neuen extremen Abwärtstrend der letzten Jahre (2019: 2,4%; 2018: 3,7%2017: 4,2%2016: 4,4%2015: 2,1%).

 

Auswirkungen der Pandemie auf Flucht und Geflüchtete

Nicht nur die geringe Umsetzung von dauerhaften Lösungen, sondern auch die vergleichsweise geringe Zunahme an Zahlen von Geflüchteten weltweit können mit der Pandemie verknüpft werden. Denn einerseits ist zu vermuten, dass Staaten einen Fokus auf die Pandemiebewältigung gesetzt und somit Flüchtlingsschutz nachrangig behandelt haben. Andererseits kam es aufgrund staatlicher Regelungen zu Grenzschließungen und Lockdowns, die Bewegung im Allgemeinen und Flucht im Besonderen stark erschweren. Biao Xiang spricht hier von Schockmobilitäten, die nicht nur plötzlich auftretende Mobilitäten aufgrund von Krisen, sondern auch starke Einschränkungen von Bewegungsmöglichkeiten enthalten.

Diese und weitere pandemiebedingte Fragen zu Flucht, Flüchtlingsschutz und -politiken wie auch Lebensbedingungen Geflüchteter diskutieren Forschende in unserer Reihe über die Auswirkungen der Pandemie im FluchtforschungsBlog. Auch der aktuelle Global Trends-Bericht widmet sich den Folgen von Covid-19 (vgl. S. 56-65). Er verweist nicht nur auf Probleme, sondern allen voran auch auf Maßnahmen, die benötigt und ergriffen wurden. Explizit legt der Bericht dar, dass 164 Länder ihre Grenzen während der Pandemie geschlossen haben (S. 58), was die zuvor erwähnten Bewegungsmöglichkeiten entscheidend begrenzt. Um die vielfältigen Herausforderungen, die für Geflüchtete aufgetreten sind, im Flüchtlingsschutz aufzufangen, geht der Bericht insbesondere auf sozioökonomische Maßnahmen ein. Dennoch hat die Pandemie das ohnehin sehr fragile und in vielen Stellen dysfunktionale Flüchtlingsregime jedoch erschüttert und auch in den Folgemonaten und -jahren sind zentrale Verbesserungen notwendig.

 

Abschließende Gedanken

Ähnlich der Vorjahre müssen wir auch in diesem Überblicksbeitrag das Fazit ziehen, dass die Zahlen Geflüchteter weiterhin hoch sind, Aufnahmesituationen langwierig bleiben, dauerhafte Lösungen viel zu selten umgesetzt werden und Verhältnisse für Geflüchtete vielerorts schwierig bleiben – intensiviert durch die Pandemie. Wie sich die Situation entwickeln wird und welche Maßnahmen durch die New Yorker Erklärung von 2016 und den Global Compact on Refugees von 2018 (für Blogbeiträge, siehe hier) initiiert werden können, bleibt abzuwarten. Durch die Pandemie scheinen globale Debatten ins Stocken geraten zu sein, aber einige positive Entwicklungen, etwa in Kolumbien und den USA, zeichnen sich bereits ab.

Anknüpfend an unseren Blogbeitrag aus dem letzten Jahr möchten wir abschließend auf die statistischen Darstellungen im Bericht eingehen. Im letzten Blogbeitrag haben wir die Limitierungen der ‚big data‘ kritisiert. Statistiken mit ihren Visualisierungen stellen zwar harte Fakten dar, bieten aber eine „Illusion der Transparenz“. Flucht stellt ein überaus dynamisches soziales Phänomen dar, was die Tragfähigkeit von vermeintlich eindeutigen Zahlen beschränkt. Während wir ähnliche Kritikpunkte zum aktuellen Bericht vorbringen können, begrüßen wir allerdings, dass UNHCR im aktuellen Bericht in Kapitel 9 „Data limitations“ darlegt und so Grenzen der ‚big data‘ reflektiert (vgl. S. 66-70).

Auch wenn die Zahl der Flüchtlinge weiter gestiegen ist, so bleibt das Verhältnis von Flüchtlingen zur Weltbevölkerung weiterhin stabil bei etwa 0,3%. Daraus lässt sich ableiten, dass es durchaus möglich erscheint, allen schutzbedürftigen Menschen auf der Erde Schutz und Zugang zu einer dauerhaften Lebensperspektive zu geben.

 

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